Da ist es dann doch passiert, der Milliardär Elon Musk kauft den Kurznachrichtendienst Twitter für 44 Milliarden US-Dollar, nach monatelangen hin und her ist der kauf scheinbar nun unter Trockenen Tüchern. Noch ist es nicht offiziell, das kommt dann wohl erst im Laufe des Tages, wenn die New Yorker Börse (Wall Street) öffnet. Auf Twitter dennoch schon das Top Thema des Tages, das viele Twitter-Nutzer nun dazu bewegt zur Twitter Alternative Mastodon zu wechseln.
Elon Musk bestätigte den Kauf auf Twitter nur indirekt mit dem Tweet „the bird is freed“ also zu deutsch „Der Vogel ist befreit“.
Zuvor teilte er schon auf Twitter ein Video, in dem zu sehen war, wie Elon Musk mit einem Waschbecken in der Hand in die Twitter-Zentrale marschiert, mit den Worten „let that sink in!“ (lassen Sie das auf sich wirken!) da Sink im Englischen sowohl für Waschbecken als auch für Wirken lassen steht, hielt er es wohl für eine gutes Wortspiel.
Und gleich legte Elon Musk im Twitter-Hauptquartier richtig los, bei seinem ersten Besuch hat er wohl bereits mehrere Twitter Topmanager Entlassenen, darunter wohl auch den bisherigen Twitter-Chef Parag Agrawal, den Finanzvorstand Ned Segal und die Chefjuristin Vijaya Gadde. Angeblich wurde sogar einer der Manager aus der Firmenzentrale vom Sicherheitsdienst herausgeführt worden sein.
Allgemein sei wohl auch ein massiver Stellenabbau und das nicht nur bei den Twitter-Spitzenkräften geplant, was die Frage aufkommen lässt, ob dann der Kampf gegen Hassrede und Desinformationen überhaupt noch machbar ist seitens Twitter.
Aber was bedeutet dass nun?
Elon Musk will nach eigenen angaben gesperrte Twitter-Nutzer wie zum Beispiel den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump wieder entsperren, um die freie Meinungsäußerung wieder auf Twitter möglich zu machen. Die Frage, die man sich dabei stellen darf, ist dann wohl: „Werden Fake News, Lügen, Hetze, Verleumdungen und Manipulation noch mehr auf Twitter, dann in Zukunft geduldet als ohnehin schon?“
Zum anderen plant Elon Musk Twitter von der Börse zurück zuziehen, womit viel Transparenz verloren gehen wird. Durch die Börse mussten viele Zahlen immer wieder offengelegt werden, dies würde dann durch diesen Schritt entfallen und man muss den offiziellen Aussagen von Twitter und Elon Musk vertrauen.
Elon Musk ist nicht gerade dafür bekannt, es mit der Wahrheit so ganz genau zu nehmen, wenn es um seine Unternehmen geht. Man darf also gespannt sein.
Der massenhafte Wechsel zu Mastodon!
Nun erlebt man auf Twitter gerade eine Massenhafte Twitter-Nutzer Abwanderung zum Twitter ähnlichen Kurznachrichtendienst Mastodon. Nun muss man aber erst mal zu Beginn sagen, Mastodon ist nicht Twitter und funktioniert technisch gesehen anders, im Gegensatz zu Twitter ist Mastodon nicht zentral verwaltet, sondern eine Art Netzwerk an Servern, die untereinander vernetzt sind. Jeder egal ob staatlich oder privat kann sich in wenigen Minuten einen eigenen Server als Mastodon Instanz aufbauen und diesen in das Mastodon Netzwerk einbinden.
Das hat sowohl Vorteile als auch Nachteile. So gibt es an sich erst mal keine direkte globale Zensur Möglichkeit und jeder ist frei, sich am Mastodon Netzwerk zu beteiligen, hier steht also Informationsfreiheit ganz oben auf der liste, dies hat aber auch zur Folge, das zum einen jeder Fake Account, jeder Faschist, jeder Propaganda Account als auch sonstige destruktive Gestalt sich dort relativ frei austoben kann und dem kaum Einhalt geboten werden kann. Zum anderen aber auch, dass man darauf angewiesen ist, was der jeweilige Server Betreiber so macht und möchte, zu jeder Zeit kann es passieren, dass ein Administrator seinen Mastodonserver offline nimmt oder dort eben einzelne Nutzer verbannt, die Regeln, was man darf und was nicht können auf jedem Mastodon Server unterschiedlich sein.
Mastodon ist also keine direkte Lösung für die Probleme, die auf Twitter gewachsen sind, Mastodon ist nicht, dass Allheilmittel und auch nicht so Komfortabel wie es Twitter eben einst mal war.
Aber was nun? Twitter vs. Mastodon?
Diese Frage lässt sich nicht so leicht beantworten und die Zeit wird zeigen, wie es sich entwickeln wird. Keiner kann nun genau absehen, was Elon Musk nun alles vor hat mit Twitter, wie sich Twitter dadurch verändern wird und ob die Nutzer wirklich nach und nach zu Mastodon oder letztendlich zu einem ganz anderen Dienst abwandern. Klar, es kann sinnvoll sein, sich vorsorglich aus Marketing Sicht mal einen Mastodon Account anzulegen und sich damit ggf. auch seinen eigenen Namen auf dem gewünschten Server zu sichern, so wie ich es auch gemacht habe mit meinem Account WithVision@Mastodon.Social, aber derzeit würde ich drauf Tippen, dass die meisten der Twitter-Nutzer, die nun wechseln, auch wieder bei Twitter am ende Landen werden, lasse mich aber gerne eines besseren belehren.
Ich persönlich fand den Ansatz, wie es das gescheiterte soziale Netzwerk App.net einst hatte, es war auch ein Microblogging bzw. Kurznachrichtendienst wie Twitter, aber mit einigen spannenden Features und der Einschränkung, dass man mit gratis Accounts nur 20 anderen Accounts folgen konnte, erst durch einen kleinen Monatlichen Beitrag war es möglich, mehr Leuten zu folgen, dadurch wurde das Problem von Spam & Fake Accounts stark eingeschränkt und die Nutzer waren alle sehr daran interessiert, ein vernünftigen Austausch zu wahren. Auch hier gab es dann natürlich auch die Problematik, das eine Instanz das sagen hatte und absolute Anonymität leider durch das Bezahlen nicht möglich war, aber es war halt doch sehr angenehm dort, wenn auch sehr Nerdig. Ich bin sehr gespannt, wie sich das Thema Microblogging nun durch die Übernahme von Twitter durch Elon Musk (Starlink, SpaceX, ehemals PayPal usw.) entwickeln wird und ob Mastodon wirklich nur eine kurze Blase wird, die dann schnell wieder platzt oder es doch richtig durchstartet.
Mir Persönlich ist es zu leicht, einfach zu sagen „okay jetzt verlasse ich Twitter und geh zum nächst besten Dienst“, denn damit überlässt man Twitter dem Datenmüll, den Propaganda Posts, den Hass Posts und den Desinformationen. Ich bleibe auch auf Twitter, was nicht heißen muss, dass man nicht auch andere Digitale Spielfelder nutzt.